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Welches Coaching ist das Richtige?

Welches Coaching ist das Richtige für Sie?

Die Welt des Coachings ist vielfältig und manchmal unübersichtlich. Um Ihnen bei Ihrer Suche zu helfen, möchte ich Ihnen ein paar grundlegende Begriffe näherbringen, die Ihnen oft begegnen werden.

1. Entwicklungs-Coaching

Hierbei geht es darum, das Potenzial von Einzelpersonen oder Unternehmen zu analysieren und zu fördern. Der Coach gibt Impulse, um Möglichkeiten zu erkennen und in Fähigkeiten umzuwandeln.

2. Ziel-Coaching

Im Mittelpunkt steht die Definition und Erreichung konkreter Ziele. Der Coach unterstützt Sie dabei, klare Ziele zu formulieren und Strategien zu entwickeln, um diese zu erreichen.

3. Life Coaching

Dieses Coaching befasst sich mit persönlichen Themen wie Lebensstil, Entwicklung, Beziehungen und Karriere. Es hilft Ihnen, Lebensfragen zu klären und persönliche Ziele zu erreichen.

4. Business Coaching

Business Coaching unterstützt Unternehmen und GeschäftsinhaberInnen bei der Verbesserung der Unternehmensvision und strategischen Ausrichtung. Es kann auch Performance- und Skill-Coaching umfassen, um die Leistung der Mitarbeitenden zu steigern.

5. Executive Coaching

Executive Coaching richtet sich an Führungskräfte und zielt darauf ab, ihre berufliche Leistung zu verbessern und sie bei der Bewältigung neuer Herausforderungen zu unterstützen.

6. Elterncoaching

Elterncoaching hilft bei der Bewältigung der komplexen Aufgaben der Erziehung und kann auch berufliche Aspekte einbeziehen. Es stärkt die elterliche Autorität und fördert eine offene Kommunikation.

7. Gruppen- und Teamcoaching

Diese Coaching-Formen zielen darauf ab, die Zusammenarbeit innerhalb von Gruppen oder Teams zu verbessern, ein gemeinsames Leitbild zu entwickeln und die Unternehmenskultur zu stärken.

Es fällt auf, dass die Begriffe nicht trennscharf sind und statt unterschiedliche “Arten” von Coaching zu definieren, eher inhaltliche Themenbereiche eingrenzen. Die Themen bringen jedoch Sie mit – und niemand kann besser entscheiden, woran Sie arbeiten wollen, als Sie selbst. Deshalb empfehle ich, weniger auf die nicht geschützten und standardisierten Begriffe zu achten und stattdessen zwischen den Zeilen zu lesen. Aber was bedeutet das konkret?

1. Expertenberatung vs. Prozessbegleitung

Als ersten Schritt auf Ihrem Entscheidungsweg lade ich Sie ein, zwischen Expertenberatung und Prozessbegleitung zu unterscheiden. Viele Coaches präsentieren sich als Experten für spezifische Bereiche, während andere das Coaching-Skillset selbst in den Mittelpunkt stellen. Dies ist ein erster, nützlicher Unterscheidungspunkt für Sie.

Die Expertenberatung bietet klare Ratschläge. Sie kaufen hier Entscheidungswissen ein, über das Sie selbst nicht verfügen (z. B. in Bezug auf eine Marketingstrategie). Die Prozessbegleitung hingegen geht davon aus, dass Sie als Coachee bereits über alle relevanten Informationen verfügen. Der Coach begleitet Sie methodisch, um gemeinsam eine optimale Lösung zu finden – ähnlich wie in der Psychotherapie. Die Lösung wird also in Koproduktion erarbeitet, durch Impulse und Einladungen zum Perspektivwechsel. Dabei fungiert der Coach als Katalysator, und das Handwerk des Coaches liegt im Coaching selbst, nicht in der sogenannten „Feldkompetenz“ des/ der KlientInnen.

Eine spannende Frage könnte für Sie daher sein: Wünschen Sie sich eher einen Impuls oder einen klaren Ratschlag?

Basierend auf dieser Antwort lassen sich bereits erste Handlungsalternativen ableiten. Ist der gewünschte Beratungsanteil groß, so lohnt sich ein Blick auf die Feldkompetenz des Coaches. Wünschen Sie eher Impulse, möchten Ihre Denk- und Verhaltensmuster kritisch hinterfragen und sich ausprobieren, könnte sich für Sie gerade ein professionsdistanzierter Blick mit dosierten, „angemessen ungewöhnlichen“ Veränderungsimpulsen lohnen, die die eigenen Muster aufgreifen und eine langsame Veränderung zulassen.

Die einzige Handlungsempfehlung, die sich bezüglich des Coach-Hintergrundes aus einer Metaanalyse von Sonesh herauslesen lässt ist die Mischung aus betriebswirtschaftlichem und psychologischem Hintergrund, welche sich positiv auf das Coachingergebnis auswirkt. Diese Ergebnisse greifen die heftige Debatte über die notwendigen Qualifikationen für einen Coach auf und sprechen für die Vorteile einer ausgewogenen Herangehensweise.

2. Umfang der Coachingthemen

Schauen Sie sich die Werte und den Ansatz der Coaches an, wovon sich diese abgrenzen und welche Methoden diese nutzen.

Abgrenzung zum Privatleben: Reines Business Coaching

Systemisch argumentiert ist “Business-Coaching” bestenfalls nie nur ein “Business-Coaching” und ein “Life-Coaching” nie nur ein “Life-Coaching”. Vielmehr ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich inhärente, manifestierte Verhaltensweisen und Denkmuster nicht nur in einem distinkten Bereich unseres Lebens zeigen. Möchte man eben diese Muster verändern, kann ein holistischer Blick sehr bereichernd sein. Ähnlich wie der Bezug auf die Metaebene oder ein Kontextwechsel kann der Blick auf das Privatleben manchmal überraschend hilfreiche Erkenntnisse und Ressourcen für den Beruf bergen und andersherum. Wenn ein Coach private Themen von vornherein ausschließt, könnte dies auf eine starke Expertenberatung statt auf klassisches Coaching hinweisen.

Die Frage, die Sie sich stellen könnten, lautet: Wie stark ist mein potenzieller Coach auf einen Themenbereich fixiert?

Die Falle des allwissenden Coach mit Bestseller Coaching-Lock-programm

Es ist grundsätzlich problematisch, von einer fremden Person zu erwarten, dass sie genau weiß, was für die eigene Entwicklung am besten ist. Selbst wenn fundierte Feedback-Prozesse dazu beitragen können, Wissenslücken in der Selbstwahrnehmung zu schließen, sind diese zu Beginn eines Coachingprozesses naturgemäß begrenzt. Zwar kann ein standardisiertes Coaching-Programm grundsätzlich nicht schaden, doch wenn man die Opportunitäts- und tatsächlichen Kosten eines Coachings bedenkt, ist es ratsam, solche vermeintlichen „One-Fits-All“-Lösungen genauer zu prüfen. Um es salopp auszudrücken: Manchmal mag die „Fertig-Schuh-Einlage“ aus der Drogerie genau das Richtige sein, doch in anderen Fällen lohnt sich eine individuell angepasste Fußabdruckanalyse.

Aus meiner Erfahrung ist es daher ratsam, sich von vordefinierten Themen und Programmen zu distanzieren. Stattdessen sollte der Fokus darauf liegen, gemeinsam mit dem Coach individuell wichtige Themenfelder und Ziele herauszuarbeiten. Die inhaltliche „Abstinenz“ des Coaches kann somit als Qualitätsmerkmal für einen klassischen, professionellen Coachingprozess angesehen werden.

Fragen Sie sich daher: In wiefern unterstützt mich mein (potenzieller) Coach darin, meine eigenen Themen zu entwickeln/ einzubringen?

3. Der Beziehungsaspekt

Eine der größten Studien des niederländischen Coachingforschers Prof. Erik De Haan zeigt, dass für den Erfolg des Coachings weniger die eingesetzten Instrumente als vielmehr das Arbeitsbündnis zwischen Coach und Coachee entscheidend ist. Dieses prädiziert 31% der Varianz des Coachingerfolges. Das Konzept der Arbeitsallianz umfasst Bindung, Aufgabe und Ziel und ist im Coaching eines der genutzten Modelle, wenn es um die Beziehung zwischen Coach und Coachee geht.

Überlegen Sie daher: Wie nehme ich die Beziehung zwischen meinem potenziellen Coach und mir wahr?

4. Flexibilität des Coaches und Einigkeit über Ziele und Mittel

Genauer konnte gezeigt werden, dass die Aufgaben-Komponente (Abstimmung der Aufgabe, der angewandten Interventionstechniken sowie auf die Rahmenbedingungen des Prozesses) sowie die Ziel-Komponente (die Abstimmung und Übereinstimmung der anzustrebenden Ziele) einen sogar noch größeren signifikanten Einfluss auf den Coachingerfolg nehmen, als der Bindungsaspekt.

Fragen Sie sich daher: Wie gut funktioniert eine erste Abstimmung der Ziele und Aufgaben?

Es ist beruhigend zu wissen, dass Sie als Klient mehr Einfluss auf den Coachingprozess haben, als Sie vielleicht glauben. Laut einer Studie von Coach Dr. Sina Gessnitzer muss das Einverständnis mit der Aufgabe und dem Ziel vom Coachee ausgehen, um ein Coaching erfolgreich zu machen. Das unterstreicht nochmal die Wichtigkeit der eigenen Themenwahl und deckt sich übrigens nach Professor Siegfried Greif mit Erkenntnissen der Pädagogik, hier erwähnenswert, weil Coaching mittlerweile als erwachsenen-pädagogischer Lehr-Lernprozess verstanden wird.

Coachingerfahrung und Ausbildung des Coaches

Da „Coach“ keine geschützte Berufsbezeichnung ist, empfiehlt es sich, auf Mitgliedschaften in Coachingverbänden wie dem DCV (Deutscher Coaching Verband) oder dem DBVC (Deutsche Bundesverband Coaching) zu achten. Ebenso wichtig ist eine zertifizierte Coachingausbildung, die idealerweise von einem dieser Verbände oder der ICF (International Coaching Federation) anerkannt ist. Alternativ können Sie auch nach einem psychologischen und/ oder therapeutischen Hintergrund Ausschau halten. Zertifizierungen nach Coaching Verbänden folgen hohen Qualitätsstandards und Ethikrichtlinien, gleichsam gehen die meisten, “guten” Coachingausbildungen “nur” 250 Zeitstunden. PsychologInnen, insbesondere PsychotherapeutInnen (zusätzliche Ausbildung nach Psychologie-Studium), haben sicherlich die fundierteste und intensivste Coaching-zielgerichtete Ausbildung hinter sich - diese umfasst neben Bachelor und Master nochmal 4.200 Zeitstunden. Legt man mehr Wert auf den Erfahrungsschatz des Coaches im eigenen Berufsfeld, so sollte zumindest eine zertifizierte Coachingausbildung, regelmäßige Supervision und Coachingerfahrung vorliegen. Regelmäßige Supervision, der Besuch von Fort- und Weiterbildungen und eine transparente Herangehensweise können einem Review von 2016 von Joseph nach weiterhin als Qualitätsmerkmal dienen.

Recherchieren Sie daher: Welche Ausbildung/ Erfahrung hat mein potenzieller Coach?

TL;DR

Es wird zwischen verschiedenen Coaching-Ansätzen unterschieden. Dabei handelt es sich jedoch oft nur um “Begrifflichkeiten”. Ein besonderer Fokus liegt auf der Entscheidung zwischen Expertenberatung und Prozessbegleitung, wobei es den aktuellen Forschungsergebnissen nach wichtig ist, den Coaching-Prozess aktiv mitzugestalten und die Beziehung zum Coach zu berücksichtigen. Ein erstes Kennenlerngespräch, gegebenenfalls mit mehreren Coaches, kann bereits sehr hilfreich sein, um die eigene Erwartungshaltung zu klären, Coaching Ziele zu definieren und ein Gefühl über das potenzielle Arbeitsbündnis und die zwischenmenschliche Chemie zu entwickeln. Folgende Fragen können dabei helfen:

  1. Wünschen Sie sich eher einen Impuls oder einen klaren Ratschlag?

  2. Wie stark ist mein potenzieller Coach auf einen Themenbereich fixiert und in wiefern unterstützt mich mein (potenzieller) Coach darin, meine eigenen Themen zu entwickeln/ einzubringen?

  3. Wie nehme ich die Beziehung zwischen meinem potenziellen Coach und mir wahr und wie gut funktioniert unsere erste Abstimmung der Ziele und Aufgaben?

  4. Welche Ausbildung/ Erfahrung hat mein potenzieller Coach?


Baron, L., & Morin, L. (2012). The working alliance in executive coaching: Its impact on outcomes and how coaches can influence it. In E. de Haan & C. Sills (Hrsg.), Coaching relationships. The relational coaching field book (S. 213–226). Faringdon: Libri

Bordin, E. S. (1979). The generalizability of the psychoanalytic concept of the working alliance. Psychotherapy: Theory, Research and Practice, 16, 252–260

De Haan, E., & Gannon, J. (2016). The coaching relationship. In T. Bachkirova, G. Spence & D. Drake (Hrsg.), The SAGE handbook of coaching (S. 195–221). London: Sage

Flückiger, Ch., Horvath, A, Del Re A. C., Simons, D., & Holzer, C. (2015). Bedeutung der Arbeitsallianz in der Psychotherapie. Übersicht aktueller Metaanalysen. Psychotherapeut, 60(3), 187–192

Gessnitzer, S., & Kauffeld, S. (2015). The working alliance in coaching: Why behavior is the key to success. The Journal of Applied Behavioral Science, 51, 177–197.

Greif, S., Möller, H., & Scholl, W. (Eds.). (2018). Handbuch Schlüsselkonzepte im Coaching. Heidelberg: Springer.

Joseph, S. (2016). A review of research into business coaching supervision. Coaching: An International Journal of Theory, Research and Practice, 9(2), 158–168.

Webers, T. (2015). Systemisches Coaching. Springer Fachmedien Wiesbaden.

Sonesh, S. C., Coultas, C. W., Lacerenza, C. N., Marlow, S. L., Benishek, L. E., & Salas, E. (2015). The power of coaching: a meta-analytic investigation. Coaching: An International Journal of Theory, Research and Practice, 8(2), 73–95.