In der heutigen Zeit stehen viele Menschen vor der Herausforderung, psychotherapeutische Unterstützung zu finden. Lange Wartezeiten und eine begrenzte Verfügbarkeit von Therapieplätzen können es schwierig machen, rechtzeitig Hilfe zu erhalten. Hier kommen Digitale Gesundheitsanwendungen, kurz DIGAs, ins Spiel. Aber was sind DIGAs genau, und wie können sie Ihnen helfen?

Was sind DIGAs?

DIGAs sind digitale Gesundheitsanwendungen, die entwickelt wurden, um Menschen mit psychischen Erkrankungen zu unterstützen. Sie bieten eine Reihe von Vorteilen, insbesondere in Zeiten, in denen der Zugang zu traditionellen Therapieformen eingeschränkt ist. DIGAs können eine Versorgungslücke schließen und den Zugang zu therapeutischen Angeboten erleichtern, insbesondere für Menschen, die aufgrund von Stigmatisierung oder eingeschränkter Mobilität keine herkömmliche Therapie in Anspruch nehmen möchten. Sie dienen oft als Überbrückungshilfe, bis ein Therapieplatz verfügbar ist, und bieten einen niedrigschwelligen Zugang zu Hilfsangeboten .

Empfohlene DIGAs

Es folgt eine sorgfältig zusammengestellte Liste empfohlener Digitaler Gesundheitsanwendungen (DIGAs), die auf verschiedenen Störungsbildern basieren und wissenschaftlichen Überprüfungen zufriedenstellend standgehalten haben. Diese Empfehlungen erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen und ohne jegliche Kooperation mit den genannten Plattformen. Sie sollen als Orientierung dienen, bieten jedoch keine Garantie für die Wirksamkeit oder Sicherheit der Anwendungen. Es ist stets ratsam, die Nutzung von DIGAs in Absprache mit medizinisch/-therapeutischen Fachpersonen zu prüfen.

Angststörungen

• Generalisierte Angststörung (GAS):

  • Selfapys - GAS: Diese App bietet kognitive Verhaltenstherapie für Menschen mit generalisierter Angststörung. Sie kann eine hilfreiche Unterstützung für Betroffene sein. Hinweis: Die DIGA für Panikstörungen wurde aus dem Register gestrichen.

• Panikstörung und Agoraphobie:

  • HelloBetter für Panikstörung: Eine KVT-basierte App, die sich auf Panikstörungen konzentriert und Betroffenen hilft, ihre Ängste zu bewältigen.

  • Invirto.: Diese Anwendung kombiniert kognitive Verhaltenstherapie mit virtueller Realität, um eine effektive Konfrontationstherapie für Angststörungen zu bieten.

  • Mindable - Panikstörung + Agoraphobie: Unterstützt durch KVT-Techniken Menschen mit Panikstörungen und Agoraphobie.

  • Novego: Bietet KVT-basierte Unterstützung für Agoraphobie und Panikstörungen, ergänzt durch eine 24-Stunden-Hotline für akute Fälle.

  • Velibra: Diese App ist KVT-basiert und richtet sich an Menschen mit Panikstörungen und Agoraphobie. Sie hat eine wissenschaftlich fundierte Grundlage.

• Soziale Phobie:

  • Mindable - soziale Phobie: Speziell entwickelt für Menschen mit sozialer Phobie, basierend auf kognitiver Verhaltenstherapie.

Suchterkrankungen

• Raucherentwöhnung:

  • Nichtraucher Heldenapp.: Diese App unterstützt die Raucherentwöhnung durch Tagebuchführung und weitere Tools

  • Smokefree: Eine ähnliche Anwendung wie die Heldenapp, ebenfalls zur Unterstützung bei der Raucherentwöhnung.

• Alkoholabhängigkeit:

  • Vorvida: Bietet Unterstützung bei Alkoholabhängigkeit.

Kognitive Störungen

• Leichte kognitive Störungen:

  • Neuronation: Eine App, die kognitive Übungen für Menschen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen anbietet. Sie kann helfen, die geistige Fitness zu fördern Neuronation.

Andere psychische Erkrankungen

• Depression und Angsterkrankungen:

  • Selfapy: Diese Plattform bietet kognitive Verhaltenstherapie für eine Vielzahl psychischer Erkrankungen, einschließlich Depressionen und Angststörungen Selfapy.

• Borderline-Persönlichkeitsstörung:

  • Priovi: Eine spezialisierte Anwendung zur Unterstützung von Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung.

Die Rolle von DIGAs in der Therapie

Es ist wichtig zu betonen, dass DIGAs keinen vollständigen Ersatz für die klassische Psychotherapie darstellen. Vielmehr sind sie als Ergänzung gedacht. Sie können in ein Gesamtbehandlungskonzept integriert werden, das auch persönliche Sitzungen mit Therapeuten umfasst. Dieses Konzept, bekannt als Blended Care, ermöglicht es, bestimmte Therapieelemente digital zu vermitteln, während individuelle Anliegen in persönlichen Gesprächen behandelt werden.

Evidenzlage und Herausforderungen

Die wissenschaftliche Bewertung von DIGAs ist noch nicht abgeschlossen. Einige Experten äußern Bedenken hinsichtlich der wissenschaftlichen Tiefe und der Qualität der Studien, die die Wirksamkeit dieser Anwendungen belegen sollen. Insbesondere wird kritisiert, dass die Evidenzbasis oft nicht ausreichend ist, um eine dauerhafte Integration in die Gesundheitsversorgung zu rechtfertigen. Zudem bestehen hohe Verzerrungspotenziale in den Studien, was die Vergleichbarkeit der Ergebnisse erschwert .

Dennoch bieten DIGAs eine wertvolle Möglichkeit, psychische Unterstützung zu erhalten, insbesondere in Zeiten, in denen der Zugang zu herkömmlichen Therapieformen eingeschränkt ist. Sie können helfen, die Wartezeit auf einen Therapieplatz zu überbrücken und bieten einen niedrigschwelligen Zugang zu therapeutischen Ressourcen.

TLDR

DIGAs stellen eine innovative Ergänzung zur traditionellen Psychotherapie dar. Sie sind besonders nützlich für Menschen, die schnell Unterstützung benötigen oder für die der Zugang zu einer klassischen Therapie schwierig ist. Trotz der bestehenden Herausforderungen und der Notwendigkeit weiterer wissenschaftlicher Überprüfungen bieten sie eine wertvolle Ressource, um die Versorgungslücke in der psychischen Gesundheitsversorgung zu verkleinern.